Kreislaufwirtschaft als „Mission Possible“: Auftakt der Dialogwerkstatt bringt konstruktive und kreative Ideen
„Stellen Sie sich vor, Sie sind im Jahr 2045 und lesen eine Schlagzeile zum Thema Kreislaufwirtschaft: Was könnte dort stehen?“ Die Einstiegsfrage für die Teilnehmenden machte klar, dass dieses Thema eine übergreifende Zukunftsvision braucht.
Ein großer Teil der Beiträge, die die 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Start der Dialogwerkstatt formulierten, zeigten eine gelungene Transformation: „Deutschland wirtschaftet zirkulär“ – „BRD setzt weltweit Maßstab für Kreislaufwirtschaft“ – "Die klimaneutrale Kreislaufwirtschaft lebt". Weitere überraschende und ambitionierte Zukunftsvisionen lauteten etwa so: „Das erste kompostierbare Auto auf dem Markt“ – „Das Museum der linearen Wirtschaft eröffnet“ – „Letzte Müllverbrennungsanlagen geschlossen! Umsatzeinbruch durch konsequente Abfallvermeidung und Recycling“ oder „Nur noch recyclebare Produkte auf dem Markt“.
Impulse aus der Zukunft
Bereichernd für das Brainstorming der Teilnehmenden wirkte sich ein Impulsvortrag zum Start des Treffens aus: Als „Gast aus der Zukunft“ berichtete Prof. Dr. Henning Wilts (Wuppertal Institut) in Vertretung für das begleitende Forschungsvorhaben über eine mögliche Vision, wie im Jahr 2045 eine transformierte zirkuläre Wirtschaft in Deutschland aussehen könnte. Besonders deutlich wurde in der „Rückschau aus der Zukunft“, dass eine Transformation der gesamten Wirtschaft notwendig war: Der Ansatz der Kreislaufwirtschaft mit Blick auf das „bloße Recycling“ wurde weiterentwickelt zu einem ganzheitlichen Modell mit ineinandergreifenden Maßnahmen von innovativen zirkulären Geschäftsmodellen, einer Produktgestaltung für eine längere Lebensdauer und die Verbesserung von Reparaturmöglichkeiten, der Aufarbeitung und Wiederverwendung von Produkten bis zur Aufbereitung und Rückführung von Sekundärrohstoffen. In dieser Vision ist der Wohlstand weitgehend entkoppelt vom Rohstoffverbrauch und Deutschland deutlich unabhängiger von Rohstoffimporten.
Erfolgsfaktoren für die Umsetzung
Wenn die Visionen einer klimaneutralen Wirtschaft entlang geschlossener Materialkreisläufe und geprägt durch neue zirkuläre Geschäftsmodelle Realität werden sollen, muss die NKWS heute die Grundlagen für die Transformation schaffen. Der weitere Austausch der Dialogwerkstatt zielte darauf ab, relevante Faktoren und Stellhebel zu identifizierten um die Visionen aus der Zukunft Realität werden zu lassen. Die Teilnehmenden nannten eine Vielzahl von Erfolgsfaktoren unter anderem, dass es smarte Ziele für den Umgang mit den Ressourcen braucht, eine ganzheitliche Betrachtung von Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz, einen regulatorischen Rahmen ohne Zuwächse in der Bürokratie, veränderte Investition- und Finanzströme, Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft. Es wurde betont, dass die Kreislaufwirtschaft „sozial gerecht“ und entlang einer „breiten gesellschaftliche Zustimmung“ ausgerichtet werden muss. Die Teilnehmenden zeigten zudem Faktoren auf, die schnell Wirkung entfalten könnten z. B. der Abbau von Widersprüchen in der Regulatorik oder bei Subventionen, sowie ein verändertes Rechtsverständnis des Begriffs Abfall oder der Einsatz digitaler Technologien für mehr Transparenz zum Ressourceneinsatz. Mit Blick auf den politischen Rahmen der Strategie wurde zudem angemerkt, dass ein koordiniertes Vorgehen mit Blick auf die politischen Instrumente auf EU-Ebene ebenso wie eine enge Ressortabstimmung auf nationaler Ebene die Umsetzbarkeit einer Strategie stärken.
Ein so komplexes Thema macht es notwendig, eine Systematik zu entwickeln, entlang derer die Diskussion sinnvoll strukturiert werden kann. Dr. Siddharth Prakash (Öko-Institut) gab einen Überblick über Schwerpunkte und Handlungsfelder, die in anderen Studien zum Thema Kreislaufwirtschaft als relevant eingestuft wurden. Diese Übersicht zeigte, dass es hier große Schnittmengen zu den für die NKWS gewählten Handlungsfeldern gibt. Er stellte auch dar, dass Handlungsfelder nach unterschiedlichen Perspektiven ausgewählt werden können. Die bisher für die NKWS ausgewählten Handlungsfeldern greifen Stoffströme wie Metalle und Kunststoffe, produktbezogene Wertschöpfungsströmen wie Bekleidung, Fahrzeuge, Elektrogeräte und Gebäude sowie Querschnittsthemen wie Zirkuläre Produktion und Öffentliche Beschaffung auf. Diese acht Handlungsfelder werden in weiteren Runden Tischen mit Expertinnen und Experten detailliert besprochen. Abschließend gab er einen Überblick über weitere potentielle Handlungsfelder, die in der NKWS adressiert werden könnten.
Aufgabe in der Dialogwerkstatt war es weitere wichtige Querschnittthemen zu identifizieren: Die Themen sind laut den Teilnehmenden der Dialogwerkstatt zum Beispiel die Entwicklung zirkulärer Geschäftsmodelle, die Anpassungen der Rahmenbedingungen der öffentlichen Beschaffung. Der Blick wurde außerdem auf das Thema Bildung zur Kreislaufwirtschaft und den Auswirkungen auf die soziale Gerechtigkeit geworfen. Auch die Fachkräftequalifizierung und damit einhergehend die Unterstützung vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen sowie weitere Fortschritte bei der Digitalisierung wurden als wichtige Querschnittthemen benannt.
Damit der Weg zur Kreislaufwirtschaft effizient gestaltet werden kann und auch Chancen bietet, verschiedene Ansätze auszuprobieren und stetig dazuzulernen, sprachen sich die Teilnehmenden für Real-Labore und weitere Möglichkeiten zur Erprobung aus. Getreu dem Motto: Nur, wer Fehler macht, kann sich auch weiterentwickeln!
Damit nicht nur die Produkte, sondern auch der Konsum eine nachhaltige Entwicklung erfahren kann, brauche es außerdem einen kulturellen Wandel: Dazu gehöre vor allen Dingen die Bevölkerung kommunikativ mitzunehmen. Denn gut aufbereitete Informationen sind die Grundlage, um das eigene Handeln anzupassen.
Folglich ist ein Ziel bereits jetzt klar: Nicht erst im Jahr 2045 sollten die Menschen in Deutschland in den Medien zur Kreislaufwirtschaft informiert werden – jetzt ist die Zeit, den Weg zu ebnen und gemeinsam voranzugehen.
Die erste Dialogwerkstatt zur Kreislaufwirtschaft in Deutschland war ein wichtiger Auftakt für den Austausch. Einen detaillierten Einblick können Sie in der Dokumentation der digitalen WhiteBoards zu Veranstaltung entnehmen. Hier downloaden
Die Präsentation von Dr. Siddharth Prakash (Öko-Institut) können Sie hier herunterladen, die Präsentation von Prof. Dr. Henning Wilts (Wuppertal Institut) finden Sie hier.
Ende Juni geht es in einer zweiten Dialogwerkstatt weiter: Alle Infos folgen auf dieser Seite!
Dank der Staatssekretärin Dr. Bettina Hoffmann