Die Nationale Kreislauf­wirt­schafts­strategie - ein erster Überblick

Warum braucht es eine Kreislaufwirtschaftsstrategie? - die Ausgangslage

Der Abbau von Rohstoffen verursacht hohe Kosten – für Umwelt, Mensch und Wirtschaft. 

Eine Wirtschaftsweise, die einen steigenden Bedarf an neuen, sogenannten primären Rohstoffen mit sich bringt, ist aus ökonomischer, ökologischer und sozialer Perspektive auf lange Sicht nicht tragfähig. Die Wirtschaft der Zukunft wird eine Kreislaufwirtschaft sein. Diese bewahrt den Wert von Rohstoffen und Produkten so lange wie möglich. Das schützt Umwelt und Klima, macht die Versorgung mit Rohstoffen sicherer und nutzt so der Wirtschaft sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern. 

Zirkuläres Wirtschaften ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass wir unsere Klimaziele erreichen, wirtschaftlich unabhängiger werden und wettbewerbsfähig bleiben. 

Der Abbau und die Verarbeitung von Rohstoffen belasten Umwelt und Klima. Die Folgen sind eine zerstörte Natur, mit Schadstoffen verschmutzte Böden und Gewässer, ein hoher Wasserverbrauch und hohe CO2-Emissionen. In zentralen Branchen unserer Wirtschaft wird der überwiegende Teil der Emissionen indirekt durch die Menge der eingesetzten Rohstoffe verursacht. Folglich können wir unsere Klimaziele schneller und sicherer erreichen, indem wir durch Kreislaufwirtschaft Rohstoffe einsparen. Gleichzeitig bewahren wir dadurch unsere wertvollen natürlichen Lebensgrundlagen. 

Kreislaufwirtschaft ist ein Markt der Zukunft und aktives Risikomanagement für die Wirtschaft. 

Denn Rohstoffe sind oft knapp und teuer, Lieferketten werden immer wieder gestört oder unterbrochen. Zugleich sind wir bei vielen Rohstoffen von Importen aus wenigen, oft instabilen Ländern abhängig. Die Kreislaufwirtschaft eröffnet Chancen für neue, zirkuläre Geschäftsmodelle, verringert den Bedarf an Primärrohstoffen und macht uns wettbewerbsfähiger und unabhängiger von Importen.

Verbraucherinnen und Verbraucher wünschen sich echte Wahlmöglichkeiten.

Mehrweg statt Einweg, Qualität statt kurzlebige Güter, Leihen statt Kaufen, Reparieren statt Wegwerfen. Sie wollen, dass Produkte ökologisch vorteilhaft sind. Kreislaufwirtschaft ermöglicht nachhaltigen Konsum.

Ein neues Leitbild für die zirkuläre Wirtschaft in Deutschland: 
Senkung des Primärrohstoffverbrauchs

Die NKWS folgt dem strategischen Leitbild der Senkung des Primärrohstoffverbrauchs. Orientierung dafür gibt der Vorschlag des International Resource Panel unter dem Dach des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP): weltweit soll bis 2050 eine durchschnittliche Intensität des Rohstoffverbrauchs von 6 – 8 Tonnen pro Kopf und Jahr erreicht werden. Das Leitbild soll, beginnend 2030, alle fünf Jahre unter Beteiligung der Wirtschaft evaluiert und angepasst werden. 

Alle Stationen des Kreislaufs werden dabei berücksichtigt: die Gestaltung von Produkten, die Auswahl der Materialien, die Produktion, die möglichst lange Nutzungsphase und schließlich die Wiederverwendung und das Recycling. Die NKWS soll dazu beitragen, dass Abfall möglichst gar nicht erst entsteht. Das kann gelingen, wenn Produkte klug designt, effizient hergestellt, länger nutzbar und einfacher zu reparieren sind, und indem alle Rohstoffe soweit möglich im Kreislauf geführt werden - von Baustoffen über Textilien bis hin zu Industriemetallen. Das ist technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll. Alle Stufen der Wertschöpfungskette werden auf Zirkularität ausgerichtet. Dieses Leitbild steht im Einklang mit dem Kreislaufwirtschaftsaktionsplan der Europäischen Union (EU). 

Die Ziele der NKWS

Darüber hinaus definiert die Strategie folgende drei strategische Ziele:

Ziel 1: Schließung von Stoffkreisläufen 

  • Das Ziel der EU, den prozentualen Anteil von Sekundärrohstoffen an der Gesamtmenge aller genutzten Rohstoffe gegenüber dem Ausgangswert im Jahr 2021 bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln, wird national aufgegriffen und durch Maßnahmen in allen wichtigen Stoffströmen unterstützt (Indikator Circular Material Use Rate (CMUR)). Dabei ist eine ausreichende Verfügbarkeit von Rezyklaten, ihre Qualität und Akzeptanz sowie eine flankierende konsequente Marktanalyse zentrale Bedingung.
  • Die Qualität von bislang unzureichenden Recyclingprozessen soll signifikant erhöht werden.


Ziel 2: Erhöhung von Rohstoffsouveränität und Rohstoffversorgungssicherheit 

  • Entsprechend der Ziele im Critical Raw Material Act (CRMA) sollen die Produktionskapazitäten der EU 10 Prozent des Bedarfes an strategischen Rohstoffen und 40 Prozent des Bedarfes an weiterverarbeiteten Rohstoffprodukten decken können. Die Recyclingkapazität innerhalb der EU soll es ermöglichen, 25 Prozent der strategischen Rohstoffe bis 2030 zu decken. Kein Rohstoff soll zu mehr als 65 Prozent aus einem einzigen Drittland bezogen werden. Deutschland unterstützt diese Zielsetzung national mit der NKWS durch wirksame Maßnahmen.

Ziel 3: Vermeidung von Abfällen

  • Das Pro-Kopf-Aufkommen an Siedlungsabfällen soll bis zum Jahr 2030 um 10 Prozent und bis zum Jahr 2045 um 20 Prozent sinken, jeweils im Vergleich zum Jahr 2020.
     

Im Dialog zur Strategie

Die NKWS wurde vom April 2023 - April 2024 durch eine umfangreiche Stakeholderbeteiligung begleitet. Der Dialogprozess bot einen Rahmen, um vielfältige Perspektiven, fachliche Hinweise und innovative Ideen aus Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft in den Meinungsbildungsprozess der Bundesregierung einzuspeisen. Einen Überblick der Ergebnisse finden Sie hier.