Kreislaufwirtschaft
Circular Economy und Kreislaufwirtschaft – Wo ist der Unterschied?
Mit der NKWS orientiert sich die Bundesregierung am Leitbild der "Circular Economy", wie es auch dem "Aktionsplan der EU für die Kreislaufwirtschaft" zugrunde liegt. Der Begriff "Kreislaufwirtschaft" im Sinne des EU Aktionsplans umfasst alle Phasen der Wertschöpfung – von der Produktgestaltung und Produktion bis hin zu Verbrauch, Reparatur, Abfallbewirtschaftung und sekundären Rohstoffen, die in die Wirtschaft zurückgeführt werden.
In Deutschland gibt das Kreislaufwirtschaftsgesetz eine sich vom Konzept der EU unterscheidende rechtliche Definition, die bestimmt, wie der Begriff "Kreislaufwirtschaft" im Rahmen des Gesetzes verwendet wird: "Kreislaufwirtschaft im Sinne dieses Gesetzes sind die Vermeidung und Verwertung von Abfällen" (KrWG Paragraf 3 (19)).
Steigerung der Zirkularität durch die R-Strategien
Die NKWS orientiert sich an der 10-stufigen R-Leiter. Diese ordnet prinzipielle Strategien einer Kreislaufwirtschaft nach ihrem potenziellen Beitrag zur Steigerung der Zirkularität in einer Rangfolge und ergänzt damit die über das Kreislaufwirtschaftsgesetz etablierte Abfallhierarchie.
Die oberen Stufen der Leiter R0 bis R2 (refuse, rethink, reduce) verfolgen Vermeidungsansätze. Sie richten sich einerseits an Konsumentinnen und Konsumenten inkl. der öffentlichen Beschaffung, die ihren Bedarf an Produkten und Dienstleistungen auf den Prüfstand stellen. Sie sprechen aber auch Hersteller an, die Produkte und Dienstleistungen neu denken und zirkulär in Herstellung und Gebrauch gestalten.
Die mittleren Stufen R3 bis R7 (reuse, repair, refurbish, remanufacture, repurpose) enthalten Ansätze zur längeren Lebensdauer von Produkten oder einzelner Komponenten, sowie zur intensiveren Nutzung.
R8 bis R9 (recycle, recover) fokussieren auf Optimierungen im Recycling und der sonstigen Verwertung.
Es geht um eine grundsätzliche Neuausrichtung vom Linearen zum Zirkulären. Diese Neuausrichtung reicht vom zirkulären Produktdesign, über ressourceneffiziente Produktion und zirkuläre Geschäftsmodelle bis zu nachhaltigem Konsum. Je nach betrachtetem Handlungsfeld sind unterschiedliche R-Strategien erfolgversprechend. In der Gesamtschau ist erkennbar, dass die Ziele der NKWS nur durch Interventionen in der gesamten Bandbreite der R-Strategien, in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen und unter Mitwirkung aller beteiligten Akteure erreichbar sind.
Wie die Kreislaufwirtschaft die Umsetzung der Klimaziele unterstützt:
Daten und Fakten
Deutschland hat 2019 seine Klimaziele im Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) verbindlich verankert, darunter – nach Novellierung des KSG – das Erreichen der Netto-Treibhausgasneutralität bis 2045. Dieses Ziel wird nicht allein durch Energieeinsparungen und die Umstellung fossiler Energieträger auf Erneuerbare Energien im Energie-, Verkehrs-, Industrie- und Gebäudesektor erreicht werden können, vielmehr bedarf es auch einer beschleunigten Transformation hin zu einer zirkulären und klimafreundlichen Wirtschaft in Deutschland.
Global sind über die Hälfte aller Treibhausgasemissionen auf die Gewinnung und Weiterverarbeitung von Rohstoffen zurückzuführen. In Deutschland entfallen fast ein Viertel der Treibhausgasemissionen auf den Industriesektor, davon wiederum rund 50 Prozent allein auf die Produktion von Stahl, Beton und Zement sowie Kunststoffen. Die konkreten Potenziale zur Dekarbonisierung allein des Industriesektors in Deutschland, Europa und international durch Kreislaufwirtschaft belaufen sich bei systematischer Anwendung aller zehn R-Strategien bis zum Jahr 2050 auf ca. 30 bis 50 Prozent.
Aktuelle Studien zeigen, dass bei einer Kombination von Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung die Vermeidungskosten pro Tonne CO₂ bis 2045 für Stahl, Beton und Zement und Kunststoffe in den Nachfragesektoren Gebäude, Fahrzeuge und Verpackungen erheblich reduziert werden können (vgl. Abb.).
Die Transformation zu einer treibhausgasneutralen Wirtschaft kann dabei auf der Seite der Unternehmen durch unterschiedliche Strategien forciert werden, um Zirkularität zu fördern. Zwei Beispiele:
- Ein wichtiger Hebel ist die Erhöhung der Ressourceneffizienz in der Produktion (R2), beispielsweise durch die Minimierung von Materialverlusten, Leichtbaukonzepte im Produktdesign oder die Optimierung von Materialqualitäten.
- Eine hochwertige Kreislaufführung (R8) ermöglicht die Substitution energieintensiver Primärrohstoffe durch recycelte Materialien, die in der Herstellung i.d.R. deutlich weniger Treibhausgasemissionen verursachen. Der Anteil an Sekundärrohstoffen in der deutschen Industrie liegt insgesamt bei nur etwa 15 Prozent, u.a. bedingt durch häufig noch fehlende Standards und Vorgaben für die Qualität recycelter Materialien. Diese Substitution ist in einigen Branchen jedoch seit vielen Jahren geübte Praxis, beispielsweise in der Papier- und Glasherstellung oder der Stahl- und Metallproduktion. Die möglichen CO2-Einsparungen pro Tonne Material reichen dabei beispielsweise von bis zu 80 Prozent bei Kunststoffen bis hin zu 95 Prozent bei Aluminium (vgl. Abb.):